Bloß kein Chaos

Bloß kein Chaos

Mit BLOß KEIN CHAOS performten wir in Nürnberg eine zu unrecht vergessene Politsatire, die gerade in der heutigen Zeit dringend wieder auf die Bühnen gehört!

Leo Birinskis Theaterstück über Korruption und Machtmissbrauch, Formen des Widerstands und Radikalität erlebte mit der Adaption IN MEDIA SCAENAs unter dem Titel BLOß KEIN CHAOS im Juni 2025 die erste Wiederaufführung in Deutschland. Und das seit der Uraufführung vor über 113 Jahren! Völlig zu unrecht, denn das Stück ist aktueller denn je.

Die in deutscher Sprache verfasste Satire feierte am 28. September 1912 unter dem Titel Narrentanz gleichzeitig in zehn europäischen Städten Premiere, darunter in Berlin, München, Wien und Prag. Wenig später lief das Stück auch in New York. Es wurde in 15 Sprachen übersetzt. Im deutschsprachigen Raum gerieten Stück und Autor nahezu in Vergessenheit, auf osteuropäischen Bühnen ist es dagegen vergleichsweise oft zu sehen. Unsere Produktion wird hoffentlich zur Wiederentdeckung beitragen.

Mehr über den mysteriösen Autor kann man in unserem Blogartikel Die drei Leben des Leo Birinski nachlesen.

Machtmissbrauch und Radikalismus 

Das ursprünglich im feudalistischen Russland der Jahrhundertwende spielende Drama wurde von uns in einer möglichen, näheren Zukunft angesiedelt. Für Städte und Protagonisten wurden Namen gewählt, die hierzulande anzufinden sind.

Im Zentrum steht ein korrupter Politiker, der von dem Gedanken besessen ist, dass alle sich finanziell mehr an ihren politischen Ämtern bereichern könnten als er. Ständig ist er auf der Suche nach Wegen, seinen Reichtum zu vergrößern. Seine Geldgier ist allerdings größer als sein Verstand. Nach mehr Aufmerksamkeit und Macht sehnen sich dagegen seine narzisstische Ehefrau und seine manipulative Sekretärin, deren Intrigen das Spiel vorantreiben.

Durch seine Mitarbeiter*innen im Landratsamt vervollständigt sich das Bild einer von rechtem Gedankengut dominierten Machtelite, unter der Korruption, Machtmissbrauch und Betrug florieren.

Das andere Extrem dieser Gesellschaft stellen die Revolutionär*innen dar. Sie wirken hochgefährlich und gleichzeitig hoffnungslos naiv. Da sie nur diskutieren und sich auf nichts einigen können, erreichen sie auch nur wenig. Doch wie kann man sich erfolgreich gegen Machtmissbrauch wehren? 

Das politische System im Stück wird nur angedeutet. Die Mehrheit der Menschen scheint das korrupte System zu erdulden, von dem die Herrschenden profitieren. Denn die Jahre des Friedens und der Stabilität haben sie verlernen lassen, was es heißt, zu protestieren und für die eigene Meinung einzustehen. So ist die Zahl derer, die Widerstand leisten, vergleichsweise gering. Sie fühlen sich ohnmächtig angesichts der Krisen und so wenig beachtet, dass sie auch vor Radikalität nicht zurückschrecken:

LEANDER: Lieber Freund, wir heutigen Revolutionäre, wir haben die Aufgabe, mit möglichst großem Lärm zu sterben. Vielleicht wird das Land dann unruhiger schlafen und sich wenigstens von einer Seite auf die andere wälzen.

OTAR: Du glaubst also nicht, dass wir etwas Positives erreichen?

LEANDER: Wir? Diese kleine Truppe, die nicht einmal weiß, an welchem Ende sie diesen schlafenden Koloss rütteln soll? Die in einem immer wilderen Tanz um ihn herum wirbelt wie ein Verrückter, um nicht zu weinen, weil sie so lächerlich erscheint. 


Aus Leo Birinskis BLOß KEIN CHAOS, 1912

Aktualität

Leo Birinskis Satire ist ein wichtiges Zeitdokument, doch die Fragen, die darin diskutiert werden, sind zeitlos beziehungsweise heute aktueller denn je. Und ja, sie betreffen uns alle:

Wo liegt die Grenze, an der Menschen aufhören, sie selbst zu sein, und nur noch von Wahn gesteuert werden? Wozu sind sie dann fähig? Welche Gefahren bergen Ideologien? Ist Töten im Namen einer edlen Idee verzeihlich? Was können wir tun, wenn wir machtpolitischen Spielen oder Diktatoren ausgeliefert sind und nach der Wahrheit suchen? Wie verändern Revolutionen die Welt? Und was bedeuten uns heute Gleichheit, Solidarität und Freiheit noch?

Soundtrack der Freiheit

Zu einem politischen Stück gehört auch die passende Musik, die sich in diesem Fall gar nicht so leicht finden ließ, denn sie sollte den verschiedenen Protagonisten eine Stimme geben und zur Handlung des Dramas beitragen.

So wurde sie eigens für das Stück von dem Berliner Künstlerduo ARTEMIS BLUM komponiert und produziert. Ihre eingängigen Songs wie Queen of Everything oder Alles wird vergehn des Albums BLOß KEIN CHAOS finden Sie nun unter anderem auf YouTube, Spotify und Apple Music. Am besten gleich mal reinhören!

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